Rundbrief 1

16.August 2004

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  • Dankeschön!
  • Die Ankunft
  • Kiboga/St. Joseph
  • Die ersten Tage
  • Erste Eindrücke
  •  

     

    Lieber Unterstützerkreis, liebe Familie, liebe Freunde, liebe Interessierte!

     

     

    Dankeschön! Webale nyo!! (Luganda)

     

    Wenn ich diese Zeilen abschicke, werde ich schon eine Woche in Uganda verbracht haben. Es ist ein absolut schönes Land! Ich bin wunderbaren Menschen begegnet und fühle mich hier absolut wohl!

     

    An dieser Stelle möchte ich mich bereits herzlich für Ihren/ Euren Rückhalt bedanken! Vielen herzlichen Dank auch für Ihre großartige finanzielle Unterstützung! So, wie es jetzt aussieht, komme ich mit der Finanzierung meines Einsatzes gut hin.

     

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    Die Ankunft

     

    Mit der Reise hierher hat alles super geklappt. Meinen ersten Flug habe ich ohne Probleme hinter mich gebracht. In Entebbe wurde ich von einer Delegation herzlich in Empfang genommen. Darunter waren unter anderem Simon, mein Vorgänger und Sister Richard, die Leiterin der St. Joseph Aid Society. Wir haben die ersten paar Stunden in Kampala verbracht. Dort haben wir Father Kasole besucht, der nach einem weiteren Schlaganfall in der Hauptstadt gepflegt wird. Er hat die St. Josephs Aid Society ins Leben gerufen und leitet diese zusammen mit Sr. Richard. Dafür werden hier beide zurecht sehr verehrt.We found him: Her Majesty Kabaka Ronald Mwenda Mutebi II

     

    In Kampala haben wir noch einige Dinge erledigt. Während einer der Fahrten durch diese verrückte Stadt ist auch der Kabaka  an uns vorbeigerauscht! Kabaka ist der Titel des Königs von Buganda , dem Königreich, das das ganze Land beeinflusst(e). Von ihm selbst habe ich nichts gesehen, dafür aber seine Leibgarde, mit Speeren und Schilden bewaffnet und mit Leopardenfellen bekleidet. Ich darf mich echt als Glückspilz bezeichnen, dass ich nur wenige Stunden im Land bin und gleich den Kabaka gesehen habe.

     

    Wir haben am Nachmittag die Stadt Richtung Westen verlassen und sind zum Sitz der Diözese nach Mityana gefahren. Dort haben wir kurz den Bischof besucht, der für uns seine Siesta unterbrochen hat. Dort hat mich Simon als seinen Nachfolger vorgestellt und wir haben kurz geplaudert. Danach gings weiter Richtung Norden in den Distrikt Kiboga. Nach dem Hammerprogramm (Flug mit 4 h Schlaf, Kampala, Bischof...) war ich hundemüde und bin trotz der widrigen Straßenverhältnisse in dem kleinen Bussle eingeschlafen. Wenn ich mal nicht vor mich hingedöst bin, habe ich mich mit dem Fahrer oder den anderen Begleitern über das Land unterhalten. Von Simon kam dann auch ab und zu noch ein diskreter Kommentar auf Deutsch. Unsere Fahrt ging meistens an Bananenplantagen vorbei. Ab und an kam ein Dorf oder ein Städtchen, sowie Eukalyptuswäldchen und Mango- Papaya- oder Jackfruitbäume . Außerdem waren viele Kinder unterwegs und als sie mich sahen, wenn wir nicht so schnell gefahren sind, riefen sie dann: "Mzungu, Mzungu!" (Weißer, Weißer!).

     

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    Kiboga/ St. Joseph

     

    Irgendwann, es war schon dunkel, haben wir dann die Distrikthauptstadt Kiboga erreicht. Besser wäre Distrikthauptdorf: Es hat, wie ich später dann gesehen habe, einen Markt, einen kleinen Taxipark und diverse kleine Geschäfte. Außerdem ein Krankenhaus aus den 60ern, eine Polizeistation und ein Gefängnis. Und eine Kirche (ohne Bestuhlung), zu der ich später komme. Wir haben, nachdem wir noch ein paar Früchte und Tomaten, die von Kindern an der Strasse feilgeboten wurden, gekauft hatten, die Stadt Richtung "Busch" wieder verlassen. Wir sind dann nach ein paar Minuten an einer Mauer entlang gefahren. Diese gehörte bereits zur Society. Am Stahltor verwies der Fahrer auf die Bananenstauden, die für mich zur Begrüßung in die Erde gesteckt wurden. Und dann ging's los!! Kaum waren wir durchs Tor, drang ein unglaublicher Gesang an mein Ohr! Hunderte Kinder, Schwestern, Lehrerinnen und Lehrer tanzten, sangen und trommelten um mich willkommen zu heißen. Die Kinder schnappten sich die für mich aufgestellten Bananenblätter und tanzten vor dem Bus her. Es war ein überwältigender Anblick, der mich echt umgehauen hat! So etwas habe ich noch nie erlebt und diesen Abend werde ich auch wohl nie vergessen!

     

    Später gab es auch noch Abendessen und ich bin dann glücklich, aber auch fertig von den Tausenden von Eindrücken eingeschlafen.

     

    Am nächsten Tag, der Samstag, duften wir ausschlafen, das heißt um halb neun gab's Frühstück. Ich habe mit Simon das Zimmer für die ersten Tage geteilt. Es war echt gut ihn als Erklärer und Kommunikator zu haben. Am Vormittag sind Jude, ein Student aus Kampala, der mit zur Begrüßungsdelegation gehört hatte, Simon und ich über das Gelände spaziert. Es ist eine große Anlage mit vielen Gebäuden. Darunter ist eine Schule mit an die 800 SchülerInnen. Die meisten von ihnen sind Waisen oder Halbwaisen und wohnen auch auf dem Campus und verbringen die Nacht mit ihren Schulkameraden in großen Schlafräumen. Einige der Kinder kommen aus den umliegenden Dörfern nur zum Unterricht in diese Schule. Neben den Schulgebäuden gibt es hier noch Unterkünfte für die Lehrer und das Personal. Um so eine Anlage in Schuss zu halten braucht man schon ein paar Leute: Elektriker, Handwerker,... Deswegen gibt es hier eine Schreinerei und andere handwerklich genutzte Räume. Die Maschinen, die dort stehen sind meist deutsches Fabrikat. Überhaupt ist der "deutsche" Einfluss groß.

     

    Das ganze hier wird ja finanziert von dem deutschen Hans Lindner, dessen Name hier sehr präsent ist. Zu der Anlage gehört auch noch viel Landwirtschaft dazu. Die ganzen umSimon und ich mit Dorfkindern - zum Vergrößern clicken!liegenden Ländereien gehören Fr. Kasole, denn sein Großvater war hier ein Großgrundbesitzer. Jetzt soll der Father um die Dreiviertel des Distrikts besitzen, keine Ahnung, ob diese Zahl stimmt, aber ich denke, das echt einiges hier dazugehört.

     

    Am Samstagabend sind wir zu dritt (Jude, Simon und ich) zu einem Spaziergang zu den umliegenden Dörfern losgezogen. Die ganze Zeit haben die Kinder in den Dörfern "Mzungu! Mzungu!" gerufen. Simon hat dann auf Luganda, die Sprache, die hier gesprochen wird, geantwortet und hatte bald einige Kinder an der Hand. Irgendwann klammerten sie sich auch an mich und schlussendlich sind uns um die 20 Kinder gefolgt. Sie haben sich gegenseitig von unseren Händen weggestoßen und gerufen: "Weg da, das ist mein Mzungu!" Jude hat uns übersetzt, was die Kinder so von sich gegeben hatten. Sie wollten, dass wir sie in Weiße verwandeln. Und eins der Kinder meinte auch: "Schau meinen Arm an, er wird weiß!" Als ich dann auch noch meinen Foto aus der Tasche zog um ein paar Bilder zu schießen, waren die Kinder vollends aus dem Häuschen. Jude meinte, dass sei für sie vielleicht der schönste Tag ihres Lebens.

     

    Auf dem Rückweg erzählten die Kinder den anderen voller Stolz, was sie erlebt hatten.

     

    Das war ein echt tolles Erlebnis.

     

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    Die ersten Tage

     

    Kommen wir zu Sonntag: Die erste Messe war um sieben, hier in der Haupthalle. Ich habe eine schwarze Hose und mein weißes Hemd angezogen und hab so ganz gut in die Reihe der anderen herausgeputzten Gottesdienstteilnehmer gepasst. Es war ein schöner Gottesdienst mit einem guten Chor! Es war ein absolut krasses Gefühl, als dieser dann das Vater Unser auf Deutsch angestimmt hat. Ich ließ es mir aber nicht nehmen zu kontern, indem ich dann das Vater Unser auf Luganda anfing zu beten. Die anderen sind dann bei der vierten Zeile mitgegangen - ab da konnte ich's dann eh nicht mehr. Aber den Leuten hat's gefallen. Dann haben die Kinder auch noch die deutsche Nationalhymne gesungen "... sind des Gluckes... bruderlich". Absolut lustig. Danach durfte ich noch eine Ansprache halten, in der ich mich für das Willkommen usw. bedankte, dann gab's Frühstück. Um elf war die nächste Messe in der Stadt. Der Pfarrer, ein Freund von Simon, erwähnte uns in der Begrüßung zum Gottesdienst und alle klatschten! Schon manchmal komisch als Weißer so im Mittelpunkt zu stehen. Während des Gottesdienstes, in dem um die 15 Babys getauft wurden, schauten uns die Kinder immer wieder an...

     

    Wir haben in der Stadt noch was gegessen und dann ging es weiter auf dem Schultruck (hinten auf der Ladefläche). Wir sind mal wieder im Gebiet rumgegurkt und haben schließlich in einer der außerhalb liegenden Gemeinden drei Pfarrer besucht, unter ihnen einer, mit dem sich Simon sehr gut versteht. Leider hatten sie nicht viel Zeit und wir sind nach Kigandu zurückgekehrt.

     

    Am Montag ist Simon nach Mityana zurück um seine Schüler für die anstehenden Examen vorzubereiten und seine Bibliothek auf Vordermann zu bringen. Ich habe die letzten Tage mit dem Erlernen von ein paar Wörter Luganda, Plaudern mit dem Father, den Schwestern, SchülerInnen, Personal, Umschauen und Niederschreiben von den gemachten Eindrücken verbracht. Außerdem habe ich mein Zimmer eingerichtet. Ich schlafe in einem netten kleinen Raum mit einem Bett, einem Schrank und einem Nachttischchen drin. Nebenan ist die Toilette, die diese Bezeichnung echt verdient. Danach kommt die "Dusche". Die funktioniert so: Wasser in die Schüssel - da aus der Brause kaum Druck kommt - und drüber leeren.

     

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    Erste Eindrücke

     

    Ach so: mit einem bin ich natürlich auch schon schwer beschäftigt. Ich bin Mitglied im FunsClub. Mit Alex als Präsident und einem Sekretär und einer Vizepräsidentin. Der Club trifft sich nach dem Unterricht und dann wird Theater geprobt. Dazu gehören auch einige Lieder, auf Luganda versteht sich, die ich auch schon so langsam kann. Im nächsten Stück werde ich eine Rolle als Nachrichtensprecher übernehmen, mal sehen, wie das wird.

     

    Jetzt mal was zum Wetter: Ich habe noch kein einziges Mal meine Sonnencreme ausgepackt. Es ist den Tag über meist angenehm warm, aber die Sonne knallt nie wirklich runter. Außerdem sind wir gerade am Beginn der Regenzeit und es hat bis auf eine Ausnahme jeden Nachmittag einen Schauer gegeben. Ich bin auch froh, dass ich langärmlige Sachen dabei habe, denn am morgen ist es doch manchmal recht frisch. Es lässt sich hier echt wunderbar aushalten.

     

    Es scheint hier ziemlich katholisch zuzugehen! Jeden morgen wird ab 6 Uhr eine Messe gehalten. Die Kapelle, die keine 20 Meter von meinem Raum weg ist, ist glaube ich, das meistgenutzte Gebäude hier auf dem Gelände. Und Rosenkranz wird gebetet bis zum Abwinken. Morgens und abends wird gebetet und auch im täglichen Leben zeigt sich die christliche Einstellung. Vor JEDEM Essen, auch vor dem Tee wird gebetet. Ich habe bisher die Morgenmesse verschlafen können. Das Trommeln und Klatschen konnte ich, wie auch den Hahn der alle 20 Minuten ab 5 Uhr kräht, ignorieren. Aber heute (Freitag) hatte ich keine Chance. Es schien so, als wäre die ganze Schule hinter der Kapelle - also im Garten vor meiner Türe - versammelt. Nun ja dann bin ich halt aufgestanden und habe ab der Lesung den Gottesdienst mitgemacht. Die Lieder sind schön und das mitklatschen fällt nicht schwer. Aber wenn alles in Luganda ist, kann die Messe schon ein bisschen langweilig werden.

     

    Ich sitze gerade vor einem der PCs im Computerraum. Der Gockel, der sich hier gerade breitmachen wollte, haben der Father und ich vertrieben, natürlich unter lautem Protest des Tieres. Heute morgen haben wir auch mal wieder Strom und ich möchte diese Zeit nutzen um den Brief fertig zu schreiben. Der Strom kommt vom schätzungsweise 200 km entfernten Wasserkraftwerk am Nil bei Jinja. Dieses Werk versorgt das ganze Land und Teile von Kenia und Tansania. Aber es gibt Stromspitzen und oft auch Ausfälle. Gegen letztere hilft hier ein Dieselgenerator, der teuer für die Aufrechterhaltung des Stroms dient.

     

    Ich werde hier ziemlich privilegiert behandelt, was mir oft nicht so recht ist. Zum Beispiel esse ich immer mit dem Father, ein paar Seminaristen (Priesteranwärter) und Schwester Richard. Das ist ja ganz toll, aber was für Essen die hier zubereiten! Morgens gibt's oft Ei, mittags Salat, am einen Abend gab's Eintopf mit Saitenwürstchen drin, hä?, bin ich hier in Afrika? Ich nehme dann immer extra von den "afrikanischen" Sachen, wie Matoke (Brei aus Kochbananen - hier das täglich Brot), Mehlbrei und auch die bitteren Kräuter, schmecken echt grausig - soll aber gut gegen Malaria sein! Ich weiß nicht, ob das Essen hier immer so ist. Aber ich glaube, die leitenden Schwestern und die Pfarrer leben hier auf so hohem Standard. Und ich bin hier Gast und gehöre da dann dazu.

     

    Für die Kinder und Jugendlichen auf dem Campus bin ich auch hier eine Attraktion. Ist auch irgendwie verständlich. Ich bin nunmal der einzige Weiße im Umkreis und hier in der Gemeinschaft der einzige unter 1000 Ugandern. Die Kinder schauen immer einen verstohlen an und winken, wenn ich sie anlächle. Aber ich glaube das legt sich auch mit der Zeit, wenigstens hier in Kigandu. Ich habe mit einigen (älteren) SchülerInnen Gespräche geführt. Das ist dann echt interessant! Und lustig, wenn man drei Mal am Tag erzählt, dass in Deutschland keine Bananen wachsen und dass bei uns die Ananas furchtbar sauer schmeckt. Außerdem ist es doch komisch, dass wir in Deutschland (einigermaßen) die selbe Sprache haben und sogar das Militär Deutsch, und nicht Kisuaheli, spricht!

     

    So, ich denke, das ist nun mal genug für die ersten Eindrücke - gerade kommt noch Alex her und bringt mir zwei Passionsfrüchte - very sweet!

     

    Morgen geht's in die Hauptstadt. Dort gibt's eine große Priesterweihe und wir machen auch noch ein Mzungutreffen (Simon, Julian - Simons Kollege, Vanessa - meine Kollegin und ich). Dann zeigen uns die beiden alten Hasen diese verrückte Stadt genauer. Und ich kann dann hoffentlich diese mail abschicken.

     

    Ich hoffe Ihnen und Euch allen gehts so gut wie mir hier!!

     

    Ich vermisse Euch, denn ich würde gern meine tollen Eindrücke plastischer mit Euch teilen!

     

    Weraba (Tschüss)

    Liebe Grüße

     

     

     

     

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